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Kammerspiele 1
Wiener Kammerspiele – Ein Kellertheater als Schmuckschatulle
Architektur Arch. DI Gerhard Moßburger ZTG
Lichtplanung podpod design
Bauherr Theater in der Josefstadt Betriebsgesellschaft m.b.H.
Ort Österreich, 1010 Wien, Rotenturmstraße 20
Elektroplanung Kubik Project GesmbH
Fertigstellung 2013
Die Wiener Kammerspiele sind als zweiter Spielort des Theaters in der Josefstadt eine bedeutende Austragungsstätte des Wiener Kulturlebens. Sie sind ausgestattet mit einem über Jahrzehnte treuen Stammpublikum, welches auf 440 den Sitzplätzen intime Theateraufführungen auf hohem Niveau genießt. 2013 wurde das Theater nach umfassenden Umbauarbeiten des Architekten Moßburger und der Lichtplanung von podpod design neu eröffnet.
Foto © Digitalimage Jansenberger
Kammerspiele 2
Neu oder Alt?
Mehrere Umbauten im Lauf des 20. Jahrhunderts hatten – abgesehen vom stimmigen Publikumsraum – eine unübersichtliche Raumstruktur entstehen lassen, insbesonders der Bühnen- und Backstagebereich war viel zu klein bemessen. Der gestalterische Kunstgriff des Architekten beruhte auf einer stilistischen Zäsur zwischen Alt und Neu: Foyers, Buffets, Garderoben, Treppen, etc. sind in einer sehr klaren und reduzierten Formensprache und Materialität gehalten, der Zuschauerraum hingegen ganz traditionell, vorwiegend in rotem Samt und warmtönig gestrichenen Wänden, nach außen hin von von einer fein profilierten Holzvertäfelung umhüllt. Eine mit Samt ausgekleidete Schatulle sozusagen.
Foto © Digitalimage Jansenberger
Kammerspiele 3
Lichtkonzept – Kristalluster
Um der mit der Tradition noch weiter zu spielen, entschied sich podpod design, die im Haus vorhandenen Kristallluster zum verbindenden Thema zwischen Alt und Neu zu machen, ihr Erscheinungsbild weitgehend zu erhalten, und sie zugleich (für Uneingeweihte kaum zu erkennen) zu multifunktionalen Lichtmaschinen zu machen. Ein Teil der Luster konnte weiterverwendet werden, ein Teil wurde so weit möglich aus Bestandskristallen nachgebaut. Für den Laien wirken die Räume auf den ersten Blick so, als wären die Luster die einzige Lichtquelle. Sie können folgende Funktionsebenen abdecken:
Grundlicht diffus - bringt die Kristalle zum Leuchten
Grundlicht gerichtet – in den Lustern integrierte Downlights mit warmweißen Licht
Stimmungslicht - im Luster versteckte RGB Multichip LED-Module, welche die Kristalle kräftig farbig, oder – im Zusammenspiel mit den weißen Retrofits – zart-pastellig leuchten lassen können
Foto © Ludwig Schedl
Kammerspiele 4
Die weitere Funktionsbeleuchtung
Wallwasher hellen die profilierte Holz-Außenfläche der „Schatulle“ und die textilbespannte, umlaufende Innenwand des Zuschauerraumes mit Streiflicht auf.
Downlights, Richtstrahler und Wallwasher an verschiedenen Stellen der Foyers runden den Lichteindruck ab.
In allen Treppenhandläufen sind an der Unterseite LED-Bänder eingelassen, welche einen wesentlichen Beitrag zur Lichtstimmungen liefern.
Die Treppen werden beidseitig von matt vergossenen aufwärts strahlenden blendfreien LED-Bändern begleitet, die ihnen eine ätherische Leichtigkeit verleihen.
Im Foyer im Erdgeschoß schweben die Deckenfelder quasi und werden warmweiß und in RGB mit LEDs hinterleuchtet.
Als weiteres Kristall-Zitat wurden in diversen Übergangszonen zwischen Gang und Foyer halbkugelig-facettierte brillante Kristall-Downlights auf LED-Basis eingesetzt, die trotz ihrer kleinen Bauweise üblichen Downlights in nichts nachstehen.
Foto © Digitalimage Jansenberger
Kammerspiele 5
Kunstobjekte
Eine funktionales, spezielles, im Dialog mit dem Theaterdirektor Herbert Föttinger entstandenes Lichtkunstobjekt wurde für das Pausenfoyer im Untergeschoß geschaffen: weil dieser Raum auch als Einbringweg für Kulissen und Requisiten dient, wurden alle verbliebenen Luster und Restkristalle aus den zahlreichen vormaligen Wandleuchten an der Decke in scheinbar zufälliger Manier angebracht – ein Lusterlager sozusagen, oder ökologisch gesehen: ein Umbau ohne Abfall.
Foto © Ludwig Schedl
Kammerspiele 6
Steuerung
Bei der Steuerung gibt es aufgrund bühnentechnischer Überlegungen heraus einen Zweiweltenbetrieb: im Zuschauersaal werden alle Leuchten ausschliesslich mit 16-bit DMX angesteuert und sind so auch vom Lichtpult aus direkt anzusprechen, die Bereiche außerhalb der Schatulle sind in das KNX-System des Hauses integriert, wiewohl beide Welten auch miteinander kommunizieren können, allerdings auf Kosten der Ansprechgeschwindigkeit. Diese spielt aber im täglichen Betrieb keine große Rolle.
Foto © podpod design